Alle Leistungen wurden an drei Tagen an einem Ort erbracht

 

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IGL und KLF in Stadtallendorf rund um die Herrenwaldkaserne als Pilotprojekt Stadtallendorf (gs). Sechs-Kilometer-Marsch mit 15 Kilogramm Gepäck, 100 Meter Kleiderschwimmen und anschließend im Wasser Jacke und Hose ausziehen, 1000-Meter-Lauf, und Oberstleutnant d. R. Volker Auel hatte sich an diesem regnerischen Tag viel vorgenommen – und bravourös gemeistert. Nach der Erbsensuppe beim Mittagessen legte der 55-Jährige aus Nordhessen eine kleine Pause in seinem Wohnmobil ein, mit dem er an Wochenenden bei zahlreichen Wettkämpfen im Land unterwegs ist. „Ich mache das gerne, das ist mein Training, andere müssen für derartige Veranstaltungen bei kommerziellen Anbietern viel Geld ausgeben“, sagte der passionierte Wettkämpfer, der sich in Stadtallendorf am Pilotprojekt des Reservistenverbandes, IGF/KLF, rund um die Herrenwaldkaserne beteiligte.

Das Wetter muss wohl den einen oder anderen Reservisten gebremst haben, sich auf den Weg nach Stadtallendorf zu machen. Aber so ist es halt immer in der freiwilligen Reservistenarbeit. Schlechtes Wetter, da bleibt man trotz Anmeldung daheim. Manchmal kommt kurzfristig etwas dazwischen – Krankheit, Beruf oder Gefahr des schiefen Haussegens –, dass man nicht teilnehmen kann. Doch einem ehemaligen Soldaten (Reservisten) sollte es in Fleisch und Blut übergegangen sein, dass man sich abmeldet, das geht im Notfall auch noch einen Tag davor. Für dieses „Mammutprojekt“ lagen 115 Meldungen vor, 101 Personen waren gekommen. Diese Zahl sieht aber nur relativ so gut aus, weil einige Reservisten, die vorher nicht auf der Meldeliste gestanden hatten, noch kurzfristig erschienen waren.

„Man sollte diese Kameraden anschreiben und sie um Erstattung der Essenskosten bitten, denn auch für sie war an diesem Tag gekocht worden“, so der Kommentar eines Oberstleutnants d. R.

Nun aber wieder zu den drei Tagen in Stadtallendorf: Organisatorisch war alles im „grünen Bereich“. Oberstleutnant d. R. Klaus Merklinger, Organisationsleiter der Kreisgruppe Oberhessen, vor dessen „Haustür“ sich alles abspielte, hatte mehr Helfer als benötigt. Die RK Feldatal unterstützte ihn in bewährter Weise mit ihrem Marketenderstand und sorgte beim Kameradschaftsabend für Gegrilltes, das Fleisch und die Beilagen kamen von der Truppenküche der Herrenwaldkaserne. Angesichts der höheren Meldungen und der weniger Esser waren „Schadensmeldungen“ erforderlich

Auch das Wetter forderte seinen Tribut. Der heftige Wind zerrte an den Zeltgestängen und sorgte für einigen Bruch, manches musste notdürftig geflickt werden.

Trotz der Widrigkeiten war die Veranstaltung zum Erhalt und zur Kontrollen der Leistungsfähigkeiten der Reservisten ein voller Erfolg. Brigadegeneral Gert Gawelek, der Schirmherr der Veranstaltung, brachte es auf den Punkt: „Danke, Kameraden, gut gemacht“, sagte er am Samstagnachmittag beim Antreten der Teilnehmer und Funktioner auf der Straße gegenüber der Kreisgeschäftsstelle. Zu dieser Zeit waren bereits zwei Tage erfolgreich bewältigt. Zuvor hatte er sich mit Oberst von Roeder (Kommandeur Landeskommando), Oberst d. R. Volker Stein (Landesvorsitzender Hessen), Oberst d. R. Martin Hammer (Vizepräsident des Reservistenverbandes), dem Kasernenkommandanten Oberstleutnant Friedrich Luchtenberg und dem Stabsoffizier für Reservistenangelegenheiten, Major Hermann Gerfin, von Oberstleutnant a. D. Christian Keimer (Leitung) informieren lassen.

Das Neuartige an der Drei-Tage-Veranstaltung war, dass erstmals alle geforderten Leistungen an einem Wochenende auf kleinem Raum angeboten, abgenommen und dokumentiert wurden. Stabsunteroffizier d. R. Alexander Wendt, Organisationsleiter Kurhessen, und seine Mitarbeiterin Sarah Jacob saßen am Meldekopf, erledigten dort die erforderliche Schreibarbeit und erstellten für die Teilnehmer die Ausbildungsnachweise.

Die Bundeswehr hat den Reservistenverband beauftragt, die Leistungen individueller Grundfähigkeiten (IGF) und körperliche Leistungsfähigkeit (KLF) für beorderte und unbeorderte Reservisten abzunehmen. Die Beorderten müssen diese erbringen und nachweisen, die Unbeorderten können das freiwillig machen.

Zur Umsetzung waren über 30 Funktioner, darunter auch fördernde Mitglieder und Reservisten über 65, an sechs Stationen eingesetzt.

Gefordert wurde in der Schwimmhalle gegenüber der Kreisgeschäftsstelle das Kleiderschwimmen. Mit Jacke und Hose bekleidet mussten die Wettkämpfer vier Bahnen zu je 25 Meter zurücklegen. Dann, nachdem die Zeit (höchsten vier Minuten) gestoppt war, mussten sie die Kleidung ausziehen. Für die meisten kein Problem, nur einer musste schon nach einigen Metern im Wasser passen.

 

Im Obergeschoss der Schwimmhalle standen die BAS-Stufen der ABC-Abwehr auf dem Programm. Dazu gehörten das Anziehen der Schutzkleidung und das Aufsetzen der -maske in höchstens sieben Sekunden. Ein paar Meter weiter erfolgte der Basic Fitness-Test (BFT) mit Pendellauf und Klimmhang. Beim Pendellauf mussten die Teilnehmer in Bauchlage von der Matte aufspringen und einen zehn Meter entfernten Pylonen umrunden. Dann ging es zurück zur Matte, hinlegen, Hände hinter dem Rücken zusammenklatschen, aufspringen und wieder laufen – das alles sechsmal. Beim Klimmhang verharrten die Soldaten so lange wie möglich in der Endposition eines Klimmzuges – mindestens fünf Sekunden. Hier hingen einige sogar über eine Minute in dieser Position.

Es war am Samstagmorgen beim 1000-Meter-Lauf ein wenig feucht, aber der Nieselregen machten den Wettkämpfern aber nicht aus. Die Strecke musste in maximal sechs Minuten und 30 Sekunden zurückgelegt werden – für die meisten kein Problem.

Nass wurden viele auch beim Leistungsmarsch mit 15 Kilo Gepäck. Damit hier keiner schummelte, wurde der Rucksack vor dem Start gewogen. Wenn das Gewicht nicht stimmte, musste „aufgeladen werden“. Glück hatten da zwei Reservisten, die sich zeitgleich auf die Strecke begeben wollten. Der eine hatte 1,5 Kilo zu viel gepackt, dem anderen fehlten diese 1500 Gramm. Sie wussten sich zu helfen:  Der eine packte Wasserflasche und Regenschutzjacke aus, der andere verstaute beides in seinem Gepäck – und schon hatten beide das Idealgewicht.

Die Sanitätsausbildung Einsatz-Ersthelfer-A, Auffrischungsmodul D, stand unter der  Leitung von Oberfeldarzt d. R. Volk, die mit seinen Ausbildern, allesamt Reservisten, in der Herrenwaldkaserne stattfand. Hier war die Zahl der Teilnehmer begrenzt, denn jeder sollte in den acht Unterrichtsstunden optimal unterrichtet werden. In der Theorie ging es unter anderem um Kenntnisse über Maßnahmen zur Krankheitsvorsorge und Hygiene sowie Stressbewältigungstechniken. Praktisch wurden lebensrettende Maßnahmen und die erste sanitätsdienstliche Hilfe geübt.

Die Schießübung G 36-S-9 wurde auf der Standortschießanlage durchgeführt. Das bedeutete auf die Entfernung 200, 150, 100 und 80 Meter je vier Schnellschuss aus der Bewegung, haltend, gegen überraschend auftretenden Feind. Dabei waren Zielwechsel, Überprüfung der Anschlagsart und Schießtechnik unter Belastung aus der Bewegung gefragt.

„Ich kann einschätzen, was Sie an Zeit und Leistungsbereitschaft einbringen“, sagte Brigadegeneral Gert Gawelek, der stellvertretende Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, Ende des zweiten Tages vor den angetretenen Teilnehmern. „Wir waren hier, um zu sehen, was Sie machen und aus den Gesprächen Informationen mitzunehmen“, erklärte der Schirmherr. Er verwies darauf, dass die gesamte Veranstaltung zentral an einem Ort in gebündelter Form stattfand, was sonst an mehreren Stellen gemacht werde. Ziel sei es, dieses gute Modell vielleicht auf die gesamte Bundesrepublik umzusetzen. Die Rahmenbedingungen in Stadtallendorf seien optimal. Beim nächsten Male sollte man auch an die Kameraden der RSU denken. Die Infrastruktur sei vorhanden.

Dann war für diesen Tag Dienstende. Die Kameraden der RK Feldatal grillten Steaks, es gab Salate und Getränke. Auch das hielt einige Reservisten nicht davon ab, schnell noch den bisher verpassten Leistungsmarsch zu absolvieren. Von einigen wurde die Strecke bis zur Standortschießanlage sogar zweimal zurückgelegt, um die Zwölf-Kilometer-Disziplin zu absolvieren.

Schießen und San-EH A wurden am Sonntag nicht mehr möglich, doch die anderen Übungen konnten noch absolviert werden.